188
mußten in jeder wichtigen Angelegenheit die Volksversammlung be-
fragen. Diese wurde von den Freien und Edlen unter heiligen Bäumen
gehalten; in ihr wurde des Volkes Wohl berathen, über Krieg und
Frieden Beschlüsse gefaßt. Waffengeklirr verkündigte hier den Bei-
fall, Murren das Gegentheil. War aber ein Beschluß zu Stande
gekommen, so unterwarf sich demselben jeder Einzelne ohne Widerstand.
Auch Gericht wurde unter fteiem Himmel gehalten. Jeder trug
seine Klage oder seine Vertheidigung selbst vor, Beweise wurden durch
Zeugen geführt. Geschriebene Gesetze hatte man noch nicht. Das ganze
Volk nahm Theil am Rechtsspruche, indem es aus seiner Mitte beson-
dere Männer erwählte, welche das Urtheil nach Brauch und Herkommen
sprachen. Leibes- und Lebensstrafen wurden für gewöhnlich nicht
vollstreckt, weil man sie für kalte Ausbrüche roher Erbitterung hielt.
Die Strafen bestanden meist in dem sogenannten Wehrgelde, welches
dem Verletzten oder dessen nächsten Angehörigen, auch wohl dem Volke
zukam, und wodurch, höher oder niedriger, alle Vergehungen gebüßt
werden konnten. Beleidigungen an und von Vornehmen wurden höher
gestraft als bei Geringeren, Vergehungen gegen Frauen am härtesten;
denn diese standen in hoher Achtung bei den Deutschen und wurden
daher eben so sehr geschätzt als geehrt. Priester sorgten im Ramm
der Götter für die Ausführung der Rechtsurtheile, oder vollstreckten
die Strafen selbst, die für Vergehungen im Kriege auch aus Leibes-
und Lebens strafen bestehen dursten.
Von dem wahren Gott wußten die Deutschen nichts; sie ver-
ehrten die Sonne, den Mond und das Feuer als die Wohlthäter
des menschlichen Geschlechts. Außerdem hatten sie noch viele andere
Götter, unter denen Odin oder Wodan, auch wohl Krodo, d. i.
der Große, genannt, der Allvater der Götter und Menschen, der
vornehmste war. Er leitete durch seine Allmacht die Welt, kannte die
Thaten der Menschen und gab aus seiner Fülle Weisheit und Reich-
thum den Sterblichen, und den edel gefallenen Helden in Walhalla's
Hainen den Lohn ihrer Tapferkeit. Seine Gemahlin war Freya, die
von Lichtglanz umflossene Beglückerin der Menschen. Thor, Odin's
Sohn hatte Donner, Blitz, Wind und Wetter in seiner Gewalt,
und Hertha, das Sinnbild der fruchtbaren Erde, war die liebende,
nährende und pflegende Mutter der Menschen. Außer diesen gab es
noch eine Menge anderer, höherer und niederer Götter, auch Zwischen-
mächte, als Elfen, Nixen, Kobolde, Riesen, Zwerge u. s. w.
Die Deutschen verehrten ihre Götter, denen man viele, nicht selten frei-
lich mit Menschenopfern verbundene Feste feierte, nicht in Tempeln, sondern
in heittgen Eichenhainen, auf über das Irdische scheinbar erhabenen
Bergen und Felsen, auch wohl an heiligen Quellen und an den
Gräbern der Verstorbenen. Sie glaubten an ein ewiges Leben
nach dem Tode in Walhalla, wo die trefflichen Helden in Gemein-
schaft mit den Göttern, angethan mit ihrem Waffenschmuck, Bier aus
großen Hörnern oder aus den Hirnschalen erschlagener Feinde trinken,
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311
Von dem großen türkischen Reiche, das einst den christlichen Völ-
kern in Europa furchtbar war, ist Konstanlinopel die Haupt- und
Residenzstadt, eine sehr wichtige Handelsstadt mit 1 Million Ein-
wohnern und einem Seehafen hier unten an der Meerenge, welche
das schwarze Meer mit dem Meere Marmora verbindet.
Bis in das zweite Jahrzehend dieses Jahrhunderts gehörte zum
türkischen Reiche auch das in alten Zeiten durch seine Weltweisen,
Dichter, Staatsmänner, Baukünstler und Maler wie durch
Heldenmuth aller seiner Bewohner berühmte Griechenland, welches
aus dem Festlande und aus vielen Inseln im ageischen oder grie-
chischen Meere besteht. Im Jahre 1821 erhoben sich die Griechen
gegen die Türken, erkämpften im Jahre 1829 ihre Unabhängigkeit und
bilden seitdem ein eigenes selbstständiges Königreich Griechenland.
Die Städte im Lande sind nicht bedeutend, denn die Haupt- und
Residenzstadt Athen zählt nur 48,000 Einwohner.
18. Der Olymp.
Nördlich von Larissa, im türkischen Thessalien, streckt sich ein
romantischer, aber öder Landstrich dem Meere zu. Schweigen und
Einsamkeit beherrschen ihn so, wie einst der Lärm der Menschen, die
sich auf diesem Boden drängten. Man sieht hie und da Überreste
.griechischer Straßen, wo kein Fuß mehr wandelt. Einige Maisfelder
in den Thälern und kümmerliche Olivenpflanzungen sind die einzigen
Zeichen gegenwärtiger Cultur. Zerstörte Dörfer und verwilderte Baum-
pflanzungen deuten auf eine noch vor Kurzem reichere Bevölkerung hin.
Dort erhebt sich der Olymp, der Göttersitz des griechischen
Alterthums mit weißglänzender Firne wie ein großer Schatten. Die
ältesten Griechen hielten ihn für den höchsten Berg (2031^ hoch)
und den Mittelpunkt der ganzen Erbe, die man von des Berges
Gipfel ganz überschauen zu können vorgab. Dieser Begriff und das
Majestätische auch in seiner Form führte zur Idee, es sei die irdische
Wohnung der Götter. Über dem Haupte desselben glaubte man eine
Öffnung im metallenen Gewölbe des Himmels, die Pforte für die
unsterblichen Mächte. Zwei andere Thore dachte man sich am
Himmelsgewölbe, an dessen äußerstem Rande in Ost und West. Durch
diese stiegen der Phöbus (der Sonnengott) und die Nacht mit ihrem
Gefolge aus dem Ocean zum Firmamente empor und wieder hinunter.
Auf dem Olymp rathschlagten die großen Götter. Zwölf an der
Zahl, bildeten sie den Rath der Alten. Zeus war ihr Haupt.
Sie entschieden die Geschicke der Welt und die Angelegenheiten des
Himmels. Die übrigen Götter gehörten zur allgemeinen Versammlung,
welche Zeus in wichtigen Dingen berief. Krystallne Paläste bedeckten des
Berges Gipfel, der Götter Wohnung, denen kein Sterblicher zu nahen
sich erdreistete. So erzählt die Mythe (Sage) der Griechen. Schon
lange vor dem Eindringen des Christenthums war auch der Heili-
genschein verschwunden, der den Olymp so lange umhüllt hatte. —
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Extrahierte Personennamen: Larissa
Extrahierte Ortsnamen: Europa Griechenland Griechenland Athen Thessalien Ost
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
4
§ 5. Die Griechen.
Nordgriechenland wird durch den Pindus in die Landschaften Epirus und Thes-
salien geschieden. Im No erhebt sich am Meere der schneebedeckte Olymp, der
Göttersitz. Im Süden zieht sich von Westen nach Osten das Ötagebirge, das am
Meere den Engpaß von Thermopylae bildet. Durch diesen gelangt man nach Mittel-
griechenland mit den Landschaften Attika (Athen), Böotien «Theben), Phocis
(Delphi) u. a Jenseits des Isthmus von Korinth liegt der Peloponnes mit
Arkadien, Lakonien (Sparta), Elis (Olympia), Argolis u. a.
Ein reicher Kranz von Inseln umgibt das Land, von denen die im
Ägäischen Meere, eine bequeme Schiffahrt nach Asien ermöglichten. — Der
Boden des Landes gab ausreichenden Ertrag, aber nur bei fleißiger Be-
stellung. Die vielen Meeresbuchten forderten zu Schiffahrt und Handel auf.
Die Bewohner, Hellenen, zeigten regen Sinn für das Schöne und die Kunst.
2. Die Religion der Griechen ließ die im Natur- und Menschenleben
waltenden Kräfte als Personen auftreten, die an Gestalt und Empfindungen
den Menschen ähnlich, nur vollkommener als diese waren.
Unter den Göttern stand obenan Zeus (bei den Römern Jupiter), der die Welt
regiert und die Blitze schleudert. Seine Gemahlin war Hera (Juno), die Schützerin der
Ehe. Pallas Athene (Minerva), Zeus' „blauäugige" Tochter, ist die Göttin der Weis-
heit, die Lenkerin des Kampfes. Apollo ist der Gott der Weissagung, der Poesie und
der Musik. Artemis (Diana) beschützt die Jagd. Hermes (Merkur), der Götterbote,
schirmte den Handel und geleitetete die Verstorbenen in die Unterwelt. Ares (Mars),
der Kriegsgott, findet Gefallen am männermordenden Streite, während Hephästus
(Vulkan), der Vater der friedlichen Schmiedekunst ist, die er mit seinen Gehilfen, den
Cyklopen, in den Vulkanen betreibt. Aphrodite (Venus), ist die Göttin der Schön-
heit und der Liebe. Hestia (Vesta) beschirmte den Frieden des häuslichen Herdes.
Demeter (Ceres) lehrte dem Menschen den Ackerbau und segnete die Felder. Po-
seidon (Neptun) herrschte in den Gewässern und wühlte mit seinem Dreizack das Meer
auf. Hades «Pluto) ist der Fürst der Unterwelt (Hades), die den Ort der Seligen
(Elysium) und den der Verdammten (Tartarus) umfaßte.
3. Die Einheit des Griechenvolkes, das in viele Staatsgemeinschaften
zerfiel, wurde gewahrt durch die gemeinsame Sprache und Religion, ferner
durch Festspiele, an denen sich alle Griechen beteiligten. Berühmt waren die
dem Poseidon geweihten zu Korinth, besonders aber die unter Zeus' Schutze
stehenden zu Olympia. Sie fanden alle 4 Jahre statt (Olympiaden); die
Sieger in den Wettkämpfen wurden hoch geehrt. Bei allen Griechen standen
in hohem Ansehen die Orakel, vor allem das zu Delphi, wo Apollo den
Ratschluß der Götter den Sterblichen offenbarte.
6. Heldensagen.
1. Herkules. Der eigentlichen griechischen Geschichte geht ein Zeitraum
voraus, dessen Begebenheiten meist der Sage angehören. Mächtige Helden-
gestalten, halb Götter, halb Menschen (Heroen), vollbrachten gewaltige Taten.
Herkules war der berühmteste. Sein Vater war Zeus, seine Mutter die
Königin von Theben. In angeborener Kraft erwürgte er schon als kleines
Kind 2 Schlangen, welche die ihm feindliche Hera gesendet hatte,_ ihn zu töten.
Als Jüngling traf er ans einer Wanderung am Scheidewege die Göttin der
Tugend und die des Lasters; er wies die verlockende Gestalt des Lasters zurück
und folgte der Tugend, die ihn auf eine zwar arbeitsschwere, aber heldenhafte
Lebensbahn führte.
Er bewährte seine Tugend in 12 schweren Arbeiten, von denen einige genannt
seien: er erwürgte den nemeischen Löwen, tötete die vielköpfige Hydra, besiegte die
Amazonen und raubte ihrer Königin den kostbaren Gürtel und reinigte den Stall
des Augias, in dem 3000 Rinder 3 Jahre gestanden hatten. Auf kühner Wander-
fahrt, auf welcher er für den Riesen Atlas das Himmelsgewölbe trug, holte er die
Äpfel der Hesperiden, ja wagte sich sogar in die Unterwelt, von wo er den
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
4
§ 2. Die Cimbern und Teutonen.
Erziehung. Damit die Jugend der Alten würdig werde, wurde
ihre Leibeskraft frühe geübt durch Gebrauch der Waffen im Kampfspiel
und auf der Jagd. Baden im Strome selbst bei rauher Witterung, und
Ertragen von Hunger und Kälte härteten schon den Knaben ab. In
feierlicher Versammlung wurden dem herangewachsenen Jünglinge Schild
und Speer überreicht, und nun galt er als ein Mann.
3. Verfassung. Das Volk bestand aus Freien und leibeigenen Knechten.
Wer eigenen Grund und Boden besaß, gehörte zu den Freien. Die Knechte
mußten des Freien Acker bestellen, wurden aber mild behandelt. Wer
großen Grundbesitz hatte und sich durch Tapferkeit auszeichnete, wurde den
Edlen oder Adeligen zugezählt. Der tapferste Krieger führte als Herzog
die Heerhaufen; der Erfahrenste wurde zum Richter gewählt und führte
den Vorsitz in der Volksversammlung, in der über Krieg und Frieden ver-
handelt und Recht gesprochen wurde.
4. Religion. Die alten Deutschen verehrten die Kräfte der Natur
im Schatten ehrwürdiger Eichen oder auf Höhen. Der oberste Gott, der
Allvater, der aller Geschicke lenkt, war Wodan. Er ritt auf seinem grauen
Rosse durch die Lüfte, gefolgt von dem wilden Heere, oder thronte in seiner
Himmelsburg Walhalla. Hierher wurden die im Kriege gefallenen Helden
durch die Schlachtjungfrauen, Walküren, getragen. Hier ergötzten sie sich
an Jagd und Kampfspiel, an der Erzählung ihrer Heldentaten und am
Gelage. Die Bösen und die Feiglinge kamen in das grausige Nebelheim.
Frigga oder Freia, Wodans Gemahlin, beschützte die Ehe. Donar (Thor),
Wodans Sohn, war der Donnergott, der aus seinem feurigen Barte die
Blitze bläst. Ziu war der einarmige Kriegsgott. Diesen waren der Frei-
tag, der Donnerstag und der Dienstag geheiligt. — Die Göttin Berta
oder Herta spendete Segen in Flur und Feld. Namentlich auf Rügen
wurde sie verehrt. Außer diesen gab es noch andere Götter, gute und
böse, Niesen und Zwerge, Elfen und Nixen.
§ 2. Die Cimbern und Teutonen.
Die alten Deutschen waren in viele Stämme zerspalten; zwei derselben
waren die Cimbern und Teutonen. Die Cimbern hatten etwa 100 Jahre
vor Christi Geburt ihre Heimat Jütland verlassen und waren nach Süden
gezogen. So kamen sie mit Weibern und Kindern am Nordfuße der Alpen
an. Römische Heere hielten ihnen nicht stand, denn noch nie hatten die
kriegsgeübten römischen Soldaten einem so kräftigen und mutigen Volke
gegenübergestanden. Diese Horden durchzogen die Schweiz und das südliche
Frankreich und trafen hier auf die Teutonen, mit denen sie sich verbanden.
<nier wollten sie bleiben und begehrten von den Römern Wohnsitze. Aber
diese wollten so gefährliche Nachbarn nicht aufnehmen, sondern schickten neue
Heere gegen sie, die aber auch geschlagen wurden.
Jetzt versuchten die Teutonen am Meere hin und die Cimbern von
Norden° her über die Alpen in Italien einzubrechen. Im sehr bedrohten
Rom zitterte man. Nur ein Mann verzagte nicht, Marius. Er zog mit
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Extrahierte Ortsnamen: Himmelsburg_Walhalla Wodans Wodans Christi Frankreich Italien Rom
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
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F. Birls Aealiendià N". ih.
Abriß
der alten Geschichte
von H. -Sieber.
8 1. Ägypter.
1. Das Land der Ägypter, Ägypten, liegt im Nordosten von Afrika.
Es ist nur wenige Meilen breit, von Felsengebirgen und Wüsten eingeschlossen
und wird seiner ganzen Länge nach vom Nil durchströmt, dem das Land seine
Fruchtbarkeit verdankt. Im September überflutet der Nil seine User, so daß
Dörfer und Städte wie Inseln aus der Flut hervorragen. Nach seinem
Zurücktritt hinterläßt er einen äußerst fruchtbaren Schlamm, in welchem das
Getreide hundertfältigen Ertrag bot, so daß Ägypten die Kornkammer der alten
Welt genannt wurde.
2. Das Volk der Ägypter hielt sich von aller Welt abgeschlossen, war
ernst und streng und teilte sich in mehrere Stände oder Kasten, die nicht
allzustreng voneinander geschieden waren, aber doch so, daß der Sohn meist
dem Berufe des Vaters folgte. Es gab eine Priester-, eine Krieger-, eine
Ackerbauer-, eine Handwerker- und eine Hirtenkaste. An der Spitze des Staates
stand ein König, der den Titel Pharao, d. h. Sohn des Sonnengottes Ra,
führte und unumschränkt regierte. Neben dem Ra oder Ammon verehrten
die Ägypter noch viele andere Götter, deren Eigenschaften sie in vielen Tieren
wiederzufinden meinten; daher wurden z. B. Krokodile, Katzen, Ibisse und
andere Tiere göttlich verehrt, am meisten der Stier Apis, welcher dem guten
Gotteosiris geheiligt war. Dieser Gott wurde von dem bösen Gotte Typhon,
der verheerenden Sommerglut, getötet und von seiner Gemahlin Isis, d. i.
die Erdgöttin, solange gesucht, bis Horus, d. i. das wiedererstehende Jahr,
den Typhon besiegte. — Die Ägypter glaubten an eine Fortdauer der Seele
nach dem Tode. Sie meinten, diese wandere zu ihrer Läuterung in Tierleiber
und kehre erst nach einigen 1000 Jahren in den Leib zurück. Darum sorgte
man für lange Dauer der Leichen, indem man sie mit kostbaren Harzen ein-
balsamierte und so unverweslich machte (Mumien).
3. Die Bauwerke der Ägypter sind noch heute bewundernswert. Die
Pyramiden sind ungeheure Steinbauten, die nur schmale Gänge und enge
Grabkammern enthalten zur Aufnahme der Mumien von Königen. Die größte
Pyramide ist höher als der Cölner Dom; an ihr haben 100000 Menschen
40 Jahre lang gearbeitet. — Jede ägyptische Stadt besaß in Felsen gehauene
Grabkammern (Katakomben) zur Aufnahme der Mumien. Großartige
Tempelruinen sind in der Nähe des alten Theben (Luksor). Die zu den Tempeln
führenden Wege waren mit Obelisken besetzt, das sind bis 30 m hohe. aus
einem Stück gearbeitete und polierte Spitzsäulen. Diese, sowie die Wände der
Grabkammern sind bedeckt mit einer Bilderschrift (Hieroglyphen), die nur
den Priestern bekannt war. — Wie in der Baukunst leisteten die Ägypter
Hervorragendes in der Sternkunde, der Medizin, der Mathematik, auch fertigten
sie aus Byssus und Baumwolle kostbare Gewebe und aus den Blättern der
Papyrusstaude Papier. —
.. 4. Geschichte. Die älteste Hauptstadt war Memphis, vom König Me nés ge-
gründet um 4000 v. Chr. Die Nachfolger desselben erbauten die größten Pyramiden
und legten den See Möris an, der die Bewässerung des Landes regelte. Um 2000
wurde Ägypten durch ein asiatisches Hirtenvolk, die Hyksos, unterworfen, die 600 Jahre
herrschten, ohne aber das Leben der Ägypter zu ändern. In diese Zeit fällt die Ein-
F. Hirts Realienbuch. Nr. 10. 8. Auflage. N. R. 1
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Extrahierte Personennamen: Birls_Aealiendià H. Ammon
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
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Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
4
§ 2. Die Kimbern und Teutonen.
Erziehung. Damit die Jugend der Alten würdig werde, wurde
ihre Leibeskraft frühe geübt durch Gebrauch der Waffen im Kampfspiel
und auf der Jagd. Baden im Strome selbst bei rauher Witterung, und
Ertragen von Hunger und Kälte härteten schon den Knaben ab. In
feierlicher Versammlung wurden dem herangewachsenen Jünglinge Schild
und Speer überreicht, und nun galt er als ein Mann.
3. Verfassung. Das Volk bestand aus Freien und leibeigenen Knechten.
Wer eigenen Grund und Boden besaß, gehörte zu den Freien. Die Knechte
mußten des Freien Acker bestellen, wurden aber mild behandelt. Wer
großen Grundbesitz hatte und sich durch Tapferkeit auszeichnete, wurde den
Edlen oder Adeligen zugezählt. Der tapferste Krieger führte als Herzog
die Heerhaufen; der Erfahrenste wurde zum Richter gewühlt und führte
den Vorsitz in der Volksversammlung, in der über Krieg und Frieden ver-
handelt und Recht gesprochen wurde.
4. Religion. Die alten Deutschen verehrten die Kräfte der Natur
im Schatten ehrwürdiger Eichen oder auf Höhen. Der oberste Gott, der
Allvater, der aller Geschicke lenkt, war Wodan. Er ritt auf seinem grauen
Rosse durch die Lüfte, gefolgt von dem wilden Heere, oder thronte in seiner
Himmelsburg Walhalla. Hierher wurden die im Kriege gefallenen Helden
durch die Schlachtjungfrauen, Walküren, getragen. Hier ergötzten sie sich
an Jagd und Kampfspiel, an der Erzählung ihrer Heldentaten und am
Gelage. Die Bösen und die Feiglinge kamen in das grausige Nebelheim.
Frigga oder Freia, Wodans Gemahlin, beschützte die Ehe. Donar (Thor),
Wodans Sohn, war der Donnergott, der aus seinem feurigen Barte die
Blitze bläst. Ziu war der einarmige Kriegsgott. Diesen waren der Frei-
tag, der Donnerstag und der Dienstag geheiligt. — Die Göttin Berta
oder Herta spendete Segen in Flur und Feld. Namentlich aus Rügen
wurde sie verehrt. Außer diesen gab es noch andere Götter, gute und
böse, Riesen und Zwerge, Elfen und Nixen.
§ 2. Die Cimbern und Teutonen.
Die alten Deutschen waren in viele Stämme zerspalten; zwei derselben
waren die Cimbern und Teutonen. Die Cimbern hatten etwa 100 Jahre
vor Christi Geburt ihre Heimat Jütland verlassen und waren nach Süden
gezogen. So kamen sie mit Weibern und Kindern am Nordfuße der Alpen
an. Römische Heere hielten ihnen nicht stand, denn noch nie hatten die
kriegsgeübten römischen Soldaten einem so kräftigen und mutigen Volke
gegenübergestanden. Diese Horden durchzogen die Schweiz und das südliche
Frankreich und trafen hier auf die Teutonen, mit denen sie sich verbanden.
Hier wollten sie bleiben und begehrten von den Römern Wohnsitze. Aber
diese wollten so gefährliche Nachbarn nicht aufnehmen, sondern schickten neue
Heere gegen sie, die aber auch geschlagen wurden.
Jetzt versuchten die Teutonen am Meere hin und die Cimbern von
Norden' her über die Alpen in Italien einzubrechen. Im sehr bedrohten
Rom zitterte man. Nur ein Mann verzagte nicht, Marius. Er zog mit
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
L. tzirts Reauenduä). fl>. 10.
Abriß
der alten Geschichte
von H. Sieber.
§ 1. Ägypter.
1. Das Land der Ägypter, Ägypten, liegt im Nordosten von Afrika.
Es ist nur wenige Meilen breit, von Felsengebirgen und Wüsten eingeschlossen
und wird seiner ganzen Länge nach vom Nil durchströmt, dem das Land seine
Fruchtbarkeit verdankt. Im September überflutet der Nil seine Ufer, so daß
Dörfer und Städte wie Inseln aus der Flut hervorragen. Nach seinem
Zurücktritt hinterläßt er einen äußerst fruchtbaren Schlamm, in welchem das
Getreide hundertfältigen Ertrag bot, so daß Ägypten die Kornkammer der alten
Welt genannt wurde.
2. Das Volk der Ägypter hielt sich von aller Welt abgeschlossen, war
ernst und streng und teilte sich in mehrere Stände oder Kasten, die nicht
allzustreng voneinander geschieden waren, aber doch so, daß der Sohn meist
dem Berufe des Vaters folgte. Es gab eine Priester-, eine Krieger-, eine
Ackerbauer-, eine Handwerker- und eine Hirtenkaste. An der Spitze des Staates
stand ein König, der den Titel Pharao, d. h. Sohn des Sonnengottes Ra,
führte und unumschränkt regierte. Neben dem Ra oder Ammon verehrten
die Ägypter noch viele andere Götter, deren Eigenschaften sie in vielen Tieren
wiederzufinden meinten; daher wurden z, B. Krokodile, Katzen, Ibisse und
andere Tiere göttlich verehrt, am meisten der Stier Apis, welcher dem guten
Gotte Osiris geheiligt war. Dieser Gott wurde von dem bösen Gotte Typhon,
der verheerenden Sommerglut, getötet und von seiner Gemahlin Isis, d. i.
die Erdgöttin, solange gesucht, bis Horus, d. i. das wiedererstehende Jahr,
den Typhon besiegte. — Die Ägypter glaubten an eine Fortdauer der Seele
nach dem Tode. Sie meinten, diese wandere zu ihrer Läuterung in Tierleiber
und kehre erst nach einigen 1000 Jahren in den Leib zurück. Darum sorgte
man für lange Dauer der Leichen, indem man sie mit kostbaren Harzen ein-
balsamierte und so unverweslich machte (Mumien).
3. Die Bauwerke der Ägypter sind noch heute bewundernswert. Die
Pyramiden sind ungeheure Steinbauten, die nur schmale Gänge und enge
Grabkammern enthalten zur Aufnahme der Mumien von Königen. Die größte
Pyramide ist höher als der Cölner Dom; an ihr haben 100000 Menschen
40 Jahre lang gearbeitet. — Jede ägyptische Stadt besaß in Felsen gehauene
Grabkammcrn (Katakomben) zur Äufnahme der Mumien. Großartige
Tempelruinen sind in der Nähe des alten Theben (Luksor). Die zu den Tempeln
führenden Wege waren mit Obelisken besetzt, das sind bis 30 m hohe, aus
einem Stück gearbeitete und polierte Spitzsäulen. Diese, sowie die Wände der
Grabkammern sind bedeckt mit einer Bilderschrift (Hieroglyphen), die nur
den Priestern bekannt war. — Wie in der Baukunst leisteten die Ägypter
Hervorragendes in der Sternkunde, der Medizin, der Mathematik, auch fertigten
sie aus Byssus und Baumwolle kostbare Gewebe und aus den Blättern der
Papyrusstaude Papier. —
.. 4- Geschichte. Die älteste Hauptstadt war Memphis, vom König Menes ge-
gründet um 4000 v. Chr. Die Nachfolger desselben erbauten die größten Pyramiden
und legten den See Möris an, der die Bewässerung des Landes regelte. Um 2000
wurde Ägypten durch ein asiatisches Hirtenvolk, die Hyksos, unterworfen, die 500 Jahre
herrichten, ohne aber das Leben der Ägypter zu ändern. In diese Zeit fällt die Ein-
F. Hirts Realienbuch. Nr. 10. 8. Auflage. N. N. 1
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
4
§ 5. Die Griechen.
Nordgriechenland wird durch den Pindus in die Landschaften Epirus und Thes-
salien geschieden. Im No erhebt sich am Meere der schneebedeckte Olymp, der
Göttersitz. Im Süden zieht sich von Westen nach Osten das Ötagebirge, das am
Meere den Engpaß vonthermopylae bildet. Durch diesen gelangt man nach Mittel-
griechenland mit den Landschaften Attika (Athen), Böotien (Theben), Phocis
(Delphi) u. a. Jenseits des Isthmus von Korinth liegt der Peloponnes mit
Arkadien, Lakonien (Sparta), Elis (Olympia), Argo'lis u. a.
Ein reicher Kranz von Inseln umgibt das Land, von denen die im
Ägäischen Meere, eine bequeme Schiffahrt nach Asien ermöglichten. — Der
Boden des Landes gab ausreichenden Ertrag, aber nur bei fleißiger Be-
stellung. Die vielen Meeresbuchten forderten zu Schiffahrt und Handel auf.
Die Bewohner, Hellenen, zeigten regen Sinn für das Schöne und die Kunst.
2. Die Religion der Griechen ließ die im Natur- und Menschenleben
waltenden Kräfte als Personen auftreten, die an Gestalt und Empfindungen
den Menschen ähnlich, nur vollkommener als diese waren.
Unter den Göttern stand obenan Zeus (bei den Römern Jupiter), der die Welt
regiert und die Blitze schleudert. Seine Gemahlin war Hera (Juno), die Schützerin der
Ehe. Pallas Athene (Minerva), Zeus' „blauäugige" Tochter, ist die Göttin der Weis-
heit, die Lenkerin des Kampfes. Apollo ist der Gott der Weissagung, der Poesie und
der Musik. Artemis (Diana) beschützt die Jagd. Hermes (Merkur), der Götterbote,
schirmte den Handel und geleitetete die Verstorbenen in die Unterwelt. Ares (Mars),
der Kriegsgott, findet Gefallen am männermordenden Streite, während Hephästus
(Vulkan), der Vater der friedlichen Schmiedekunst ist, die er mit seinen Gehilfen, den
Cyklopen, in den Vulkanen betreibt. Aphrodite (Venus), ist die Göttin der Schön-
heit und der Liebe. Hestia (Vesta) beschirmte den Frieden des häuslichen Herdes.
Demeter (Ceres) lehrte dem Menschen den Ackerbau und segnete die Felder. Po-
seidon (Neptun) herrschte in den Gewässern und wühlte mit seinem Dreizack das Meer
auf. Hades (Pluto) ist der Fürst der Unterwelt (Hades), die den Ort der Seligen
(Elysium) und den der Verdammten (Tartarus) umfaßte.
3. Die Einheit des Griechenvolkes, das in viele Staatsgemeinschaften
zerfiel, wurde gewahrt durch die gemeinsame Sprache und Religion, ferner
durch Festspiele, an denen sich alle Griechen beteiligten. Berühmt waren die
dem Poseidon geweihten zu Korinth, besonders aber die unter Zeus' Schutze
stehenden zu Olympia. Sie fanden alle 4 Jahre statt (Olympiaden); die
Sieger in den Wettkämpfen wurden hoch geehrt. Bei allen Griechen standen
in hohem Ansehen die Orakel, vor allem das zu Delphi, wo Apollo den
Ratschluß der Götter den Sterblichen offenbarte.
B. Heldensagen.
1. Herkules. Der eigentlichen griechischen Geschichte geht ein Zeitraum
voraus, dessen Begebenheiten meist der Sage angehören. Mächtige Helden-
gestalten, halb Götter, halb Menschen (Heroen), vollbrachten gewaltige Taten.
Herkules war der berühmteste. Sein Vater war Zeus, seine Mutter die
Königin von Theben. In angeborener Kraft erwürgte er schon als kleines
Kind 2 Schlangen, welche die ihm feindliche Hera gesendet hatte, ihn zu töten.
Als Jüngling traf er auf einer Wanderung am Scheidewege die Göttin der
Tugend und die des Lasters; er wies die verlockende Gestalt des Lasters zurück
und folgte der Tugend, die ihn auf eine zwar arbeitsschwere, aber heldenhafte
Lebensbahn führte.
Er bewährte seine Tugend in 12 schweren Arbeiten , von denen einige genannt
seien: er erwürgte den nemei scheu Löwen, tötete die vielköpfige Hydra, besiegle die
Amazonen und raubte ihrer Königin den kostbaren Gürtel und reinigte den Stall
des Augias. in dem 3000 Rinder 3 Jahre gestanden hatten. Auf kühner Wander-
fahrt, auf welcher er für den Niesen Atlas das Himmelsgewölbe trug, holte er die
Äpfel der Hesperiden, ja wagte sich sogar in die Unterwelt, von wo er den
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
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Extrahierte Personennamen: Elis Apollo Diana Hermes Apollo
4
8 2. Die Cimbern und Teutonen.
Erziehung. Damit die Jugend der Alten würdig werde, wurde ihre Leibeskraft frühe geübt durch Gebrauch der Waffen im Kampfspiel und auf der Jagd. Baden im Strome selbst bei rauher Witterung, und Ertragen von Hunger und Kälte härteten schon den Knaben ab. In feierlicher Versammlung wurden dem herangewachsenen Jünglinge Schild und Speer überreicht, und nun galt er als ein Mann.
3. Verfassung. Das Volk bestand aus Freien und leibeigenen Knechten. Wer eigenen Grund und Boden besaß, gehörte zu den Freien. Die Knechte mußten des Freien Acker bestellen, wurden aber mild behandelt. Wer großen Grundbesitz hatte und sich durch Tapferkeit auszeichnete, wurde den Edlen oder Adeligen zugezählt. Der tapferste Krieger führte als Herzog die Heerhaufen; der Erfahrenste wurde zum Richter gewählt und führte den Vorsitz in der Volksversammlung, in der über Krieg und Frieden verhandelt und Recht gesprochen wurde.
4. Religion. Die alten Deutschen verehrten die Kräfte der Natur im Schatten ehrwürdiger Eichen oder auf Höhen. Der oberste Gott, der Allvater, der aller Geschicke lenkt, war Wodan. Er ritt auf seinem grauen Rosse durch die Lüfte, gefolgt von dem wilden Heere, oder thronte in seiner Himmelsburg Walhalla. Hierher würden die im Kriege gefallenen Helden durch die Schlachtjungfrauen, Walküren, getragen. Hier ergötzten sie sich an Jagd und Kampfspiel, an der Erzählung ihrer Heldentaten und am Gelage. Die Bösen und die Feiglinge kamen in das grausige Nebelheim. Frigga oder Freia, Wodans Gemahlin, beschützte die Ehe. Donar (Thor), Wodans Sohn, war der Donnergott, der aus seinem feurigen Barte die Blitze bläst. Ziu war der einarmige Kriegsgott. Diesen waren der Freitag, der Donnerstag und der Dienstag geheiligt. — Die Göttin Berta
oder Herta spendete Segen in Flur und Feld. Namentlich auf Rügen
wurde sie verehrt. Außer diesen gab es noch andere Götter, gute und böse, Riesen und Zwerge, Elfen und Nixen.
§ 2. Die Cimbern und Teutonen.
Die alten Deutschen waren in viele Stämme zerspalten; zwei derselben waren die Cimbern und Teutonen. Die Cimbern hatten etwa 100 Jahre vor Christi Geburt ihre Heimat Jütland verlassen und waren nach Süden gezogen. So kamen sie mit Weibern und Kindern am Nordsuße der Alpen an. Römische Heere hielten ihnen nicht stand, denn noch nie hatten die
kriegsgeübten römischen Soldaten einem so kräftigen und mutigen Volke
gegenübergestanden. Diese Horden durchzogen die Schweiz und das südliche Frankreich und trafen hier auf die Teutonen, mit denen sie sich verbanden. Hier wollten sie bleiben und begehrten von den Römern Wohnsitze. Aber diese wollten so gefährliche Nachbarn nicht aufnehmen, sondern schickten neue Heere gegen sie, die aber auch geschlagen wurden.
Jetzt versuchten die Teutonen am Meere hin und die Cimbern von Norden her über die Alpen in Italien einzubrechen. Im sehr bedrohten Rom zitterte man. Nur ein Mann verzagte nicht, Marius. Er zog mit
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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TM Hauptwörter (200): [T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
Extrahierte Personennamen: Frigga Freia Berta Christi Marius Marius
Extrahierte Ortsnamen: Himmelsburg_Walhalla Wodans Wodans Frankreich Italien Rom
8
Geschichte.
I
genösse gegen die Licherheit oder das Wohl des Ltammes schwer vergangen, so wurde
er den Göttern als Opfer dargebracht. Landesverräter wurden gehängt, Feiglinge
in einem Lumpfe erstickt.
9. Rechtspflege. Die Freien der einzelnen Hundertschaften und Gaue ver-
sammelten sich von Zeit zu Zeit, um über Streitigkeiten zu entscheiden, hatte jemand
einen Menschen erschlagen, so trachteten ihm die verwandten des Toten nach dem
Leben (Blutrache!). Tr konnte sich aber durch ein „Wergeld" loskaufen, das in Rindern
oder Pferden an die Lippe des Toten gezahlt wurde, lvar der Getötete ein Freier,
so bestand das lvergeld manchmal aus großen Herden. Für hörige war es erheblich
niedriger,-für einen Unfreien brauchte nur Ersatz geleistet zu werden. Ivurde das lvergeld
nicht gezahlt, so mußte der Schuldige fliehen. Er wurde aus seiner Lippe ausgestoßen
und für friedlos erklärt, so daß ihn niemand aufnehmen, aber jedermann töten durfte.
10. Litten und Gebräuche. Bei den alten Deutschen galten gute Litten mehr
als bei andern Völkern Gesetze. Das lvort wurde höher geschätzt als bei andern der
Eid. Der Hausvater war Herr über seine Ungehörigen! er durfte sogar Frau und
Rinder verkaufen und seine Rnechte töten. Die Ehe wurde als heiliger Bund betrachtet.
Der Freie wählte aber nur die Tochter eines Freien zur Lebensgefährtin. Die Braut
wurde von den Ungehörigen gekauft, manchmal auch geraubt. Die Hausfrau nahm
eine sehr angesehene Ltellung ein, mußte aber auch allen Urbeiten vorstehen. Da das
Brauen und Lchlachten, das Lpinnen und Weben im Hause verrichtet wurde, war sie mit
den Unechten und Mägden von früh bis spät unermüdlich tätig. Besondere Zeit und Mühe
erforderte das tägliche Mahlen des Getreides und die Unfertigung der Bekleidung. Die
Deutschen sahen in den Frauen etwas heiliges und hörten gern auf ihre Ratschläge.
Unbeschränkt wurde die Gastfreundschaft geübt. Der ankommende Gast
wurde über die Lchwelle des Hauses geleitet und von der Hausfrau mit einem Russe
willkommen geheißen. Man versah ihn, wenn es nötig war, mit trockener Rleidung,
wies ihm einen Litz am herdfeuer an und bewirtete ihn mit dem Besten, was im
Hause vorhanden war. Er galt als unverletzlich und stand unter dem besonderen
Lchutze des Hausherrn. Beim Ubschiede erhielt er noch ein Geschenk.
Die Freiheit liebten die Deutschen so sehr, daß in Rriegsnöten die Frauen ihre
Rinder und sich selbst manchmal töteten, um nicht mit ihnen in Rnechtschast zu geraten.
Den Tugenden standen aber auch Laster gegenüber. Wenn die Männer nicht
auf einem Rriegszuge oder auf der Jagd waren, so feierten sie gern Gelage. Dabei
hielten sie im Trinken vielfach nicht Maß und ergaben sich dem Würfelspiele. Ln der
Leidenschaft verspielten sie dann wohl Vieh und Ücker, ja Frau und Rinder und
ihre eigene Freiheit, so daß sie das Gelage als Unfreie verließen. Lolche Unfreie behielt
man nicht gern in dem Gaue! man verkaufte sie in ferne Gegenden.
Die Toten wurden begraben, oder auf Lcheiterhaufen verbrannt. Dem Manne
gab man seine Waffen mit und tötete sein Pferd, sowie seine Rnechte.. Die Frau wurde
in ihrem besten Lchmuck und mit allerlei Hausgerät bestattet.
11. Religion. Die alten Deutschen waren Heiden, glaubten aber an ein Fortleben
der Leele und an eine Wiedervergeltung nach dem Tode. Ihre Götter verehrten sie unter
alten Bäumen in heiligen Hainen. Dort befanden sich einfache Holzgebäude, in denen
sich die Opfernden versammelten, und in denen die großen Opferkessel und andre
Gpfergeräte, sowie erbeutete Waffenstücke aufbewahrt wurden. Jeder freie deutsche
Hausvater konnte den Göttern opfern,- es gab aber auch besondere Ltammespriester.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer]]